„Initiativen gegen Rechte und Querdenker müssen stets aus den Kommunen heraus entstehen, um nachhaltige Wirkung zu entfalten. Hand aufs Herz will genau deshalb nicht punktuell Feuerwehr spielen, sondern zivilgesellschaftliches Engagement ins Rollen bringen, begleiten und fördern.“ Im Zeichen dieses klaren Bekenntnisses zu einer aktiven Bürgergesellschaft, die als wehrhafte Demokratie die Brandmauer gegen alle antidemokratischen Strömungen stärkt, haben Alexander Schopbach und Julia Hott, die Vorsitzenden von Hand aufs Herz e.V., bei der jüngsten Mitgliederversammlung des Vereins die Aktivitäten in 2021 und 2022 Revue passieren lassen. Hand aufs Herz zählt rund 70 Mitglieder, ist bundesweit aktiv und setzt sich parteiübergreifend für eine demokratische, solidarische, weltoffene und tolerante Gesellschaft ein.
2021 stand ganz im Zeichen der Bundestagswahl, die Hand aufs Herz e.V. mit der Online- und Plakatkampagne „(Wahl-)kreuze ohne Haken“ begleitete. Zahlreiche Menschen warben mit ihren Gesichtern für eine starke Wahlbeteiligung und wiesen damit auch auf die Vielfalt der demokratischen Parteien hin, die sich zur Wahl stellten. Als Reaktion auf eine AfD-Wahlkampfveranstaltung mit den Spitzenkandidaten Alice Weidel und Tino Chrupalla im Gelnhäuser Stadtteil Meerholz organisierte Hand aufs Herz e.V. unter dem Motto „Wir sind mehr!“ eine Gegenkundgebung. „Und wir waren mehr: Über 300 Menschen folgten unserem Aufruf und zeigten den geschätzt 150 AfDlern, dass wir sie nicht ungestört gewähren lassen. Damit ist uns beeindruckend das gelungen, was in Gelnhausen seit Jahrzehnten passiert, wenn Rechte hier aufmarschieren: Sie werden mit Protest aus der demokratischen Mitte begleitet – von der ersten bis zur letzten Sekunde. Wir zeigen den Rechten, dass sie bei uns unerwünscht sind. Das war so und das wird immer so bleiben“, bilanzierten Schopbach und Hott. Neben Landtagsabgeordneten nahezu aller demokratischen Parteien sowie Vertretern von Kirchen und zivilgesellschaftlichen Organisationen sprach bei dieser Kundgebung auch die heutige Bundesinnenministerin Nancy Faeser.
Hand aufs Herz e.V. beteiligte sich zudem mit Infoständen und Redebeiträgen überregional an Kundgebungen und Aktionen von Gewerkschaften, Organisationen wie Fridays for Future (FFF) und People for Future (PFF) sowie unterschiedlichen Initiativen und Parteien. „Gerade in unserer Heimatstadt Gelnhausen ist es aus unserer Sicht gelungen, nachhaltig ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis zu schmieden, dem neben FFF und PFF mittlerweile auch die Brückenbauer, amnesty international und andere zivilgesellschaftliche Initiativen angehören. Gemeinsam können wir mehr erreichen, parteiübergreifend, themenbezogen, in Anbindung an all unsere gemeinsamen Netzwerke zu Parteien und Parlamenten“, betonten Schopbach und Hott. Diesen erfolgreichen zivilgesellschaftlichen Zusammenschluss in der Main-Kinzig-Kreisstadt sieht Hand aufs Herz e.V. als wegweisende Perspektive für alle Städte und Gemeinden zur Stärkung der Brandmauer gegen sämtliche antidemokratischen Strömungen an.
In die Bildungsarbeit stieg Hand aufs Herz e.V. mit einer von „Demokratie leben“ geförderten Seminarreihe „Extremismus und Verschwörungstheorien ein“, die im Sommer und Herbst 2022 erstmals in Kooperation mit dem Bündnis für Demokratie Erlensee/Rodenbach erfolgreich angeboten wurde. „Das Seminar konzipierten wir aus den Ableitungen unserer tiefgehenden Erfahrungen mit der Querdenker-Bewegung und Rechtsextremen, durch die wir Instrumente zum Gegenhalten entwickelt haben. Auch hier geht es wie bei all unseren Aktivitäten darum, Menschen zu ermutigen, Gesicht zu zeigen, selbst aktiv zu werden und sich zivilgesellschaftlich zu engagieren und zusammenzuschließen“, so Hott und Schopbach.
Dass die Expertise des Vereins vielfältig gefragt ist, berichteten die Vorsitzenden mit Blick auf die zahlreichen Anfragen von Behörden und Kommunen, beispielsweise im Zusammenhang mit Querdenker-Aktivitäten in ihren Zuständigkeitsbereichen sowie unzähligen Städten und Gemeinden. Dazu gehöre auch der regelmäßige Austausch mit Sicherheitsbehörden.
Als „ehrenamtliches Mammutprojekt“ bezeichneten Schopbach und Hott die Solidaritätsschleifen-Kampagne „Wir sind mehr“. Dafür entstand das breite zivilgesellschaftliche Bündnis „Wir sind mehr! Wir setzen ein Zeichen für Respekt, Toleranz und Demokratie“. Als parteiübergreifende Projektbotschafter gewannen die Initiatoren Kulturstaatsministerin Claudia Roth, SPD- Bundesvorsitzende Saskia Esken, Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ministerpräsident Stephan Weil, Omas gegen Rechts Deutschland, Katharina Schulze, Fraktionsvorsitzende der bayrischen Grünen, Nancy Faeser als Vorsitzende der SPD Hessen, Gewerkschaften, Verbände, Vereine, Landräte, Bürgermeister und viele andere mehr. Die Solidaritätsschleifen entstehen in Zusammenarbeit mit dem Behinderten-Werk Main-Kinzig und können zum Selbstkostenpreis von 25 Cent pro Stück auf der Website www.wir-sind-mehr.com bestellt werden.
Seit Ausbruch des Ukraine-Krieges lädt Hand aufs Herz e.V. jeden Montag um 18 Uhr zu Mahnwachen für Frieden und Demokratie vor das Main-Kinzig-Forum in Gelnhausen ein.
Gastrednerinnen und Gastredner unterschiedlicher Initiativen, Institutionen, Vereine und Parteien sowie Konzerte prägen diese Kundgebungen nachhaltig. „Wir machen hier ganz deutlich: Wir stehen solidarisch an der Seite der Ukrainer, die auch unsere Freiheit und unsere Demokratie in Deutschland verteidigen. Wir wollen keine Kriege, nirgends auf der Welt. Die Verteidigung gegen den Aggressor Russland, auch mit Waffen, ist aus unserer Sicht alternativlos – trotz aller Trauer, Ohnmacht und auch Wut ob des vielen Leides, der vielen Toten, der barbarischen Gräuel jeden Tag“, betonten die Hand-aufs-Herz-Vorsitzenden.
Vor diesem Hintergrund entstand in Kooperation mit der Stadt Gelnhausen auch der Friedenswald in Gelnhausen mit 2.000 Spessart-Eichen – als ein ewiges Zeichen für Hoffnung auf Frieden und Demokratie, auf den Schutz der Menschenwürde und der humanistischen Grundwerte. Hand aufs Herz e.V. spendete die hölzerne Friedenswald-Tafel entlang des Wanderweges von Gelnhausen nach Gettenbach, die das Behinderten-Werk Main-Kinzig angefertigt hat. Harald und Sieglinde Geib (Gelnhausen) legten zudem einen Geocache rund um den Friedenswald.
Erfolgreich auch der Solidaritätsflohmarkt für Geflüchtete am Grimmelshausen-Gymnasium: „Den Reinerlös in Höhe von 800 Euro konnten wir anschließend an die Brückenbauer überreichen, einen Verein, der seit 2015 zu den tragenden ehrenamtlichen Säulen der Geflüchteten-Betreuung im Raum Gelnhausen zählt“, freuten sich Schopbach und Hott.
Im Rahmen von Nachwahlen wählte die Mitgliederversammlung Annette Rienks (Gelnhausen) zur stellvertretenden Vorsitzenden und Björn Balogh (Linsengericht) zum Rechnungsprüfer.