Solidarität mit Main-Kinzig-Landrat Stolz und vorübergehende Aussetzung von Gegenkundgebungen zu Querdenker-Spaziergängen aufgrund unserer Sicherheitsgefährdung

Hessischer Verein Hand aufs Herz sieht Sicherheit nicht mehr gewährleistet und verzichtet vorerst auf Gegenkundgebungen zu Aufmärschen der Querdenker:innen – Appell an demokratische Mitte, den Aufruf „Wir sind mehr – Wehrhafte Demokrat:innen für Respekt, Toleranz und Solidarität“ bei change.org zu unterzeichnen

Der Verein Hand aufs Herz e.V. stellt sich uneingeschränkt hinter die Forderung von Landrat Thorsten Stolz (Main-Kinzig-Kreis), sich nicht an den so genannten „Spaziergängen“ der von radikalen Impfgegner:innen, Coronaleugner:innen, Reichsbürger:innen, Rechtsextremen und Verschwörungstheoretiker:innen durchsetzten Querdenkerbewegung zu beteiligen. Gleichzeitig begrüßt der hessische Verein für Demokratie, Weltoffenheit und Toleranz die klare Erwartungshaltung des Landrats an Polizei- und Justizbehörden, die Initiatoren dieser nicht genehmigten Spaziergänge und rechtswidrigen Versammlungen klar zu sanktionieren und
die Teilnahme zu ahnden.

„Kritische Distanz zu dieser demokratiefeindlichen Bewegung, die die pandemiebedingten Probleme der Menschen für ihre radikalen Ziele instrumentalisiert, ist jetzt genauso Pflicht wie klare Kante des Staates gegen das weitere Aufstacheln weiter Teile unserer Gesellschaft über soziale Medien wie Telegram und bei als Spaziergängen getarnten rechtswidrigen Kundgebungen. Wir dürfen das als wehrhafte Demokratie nicht weiter tolerieren“, so die Hand-aufs-Herz-Vorsitzenden Alexander Schopbach und Julia Hott. Mit ihrer Solidarität gegenüber Landrat Thorsten Stolz möchten sie als Verein der demokratischen Mitte auch weitere Landrät:innen und Politiker:innen dazu ermutigen, wie Thorsten Stolz deutliche Worte zu finden. Denn angesichts des Radikalisierungsausmaßes sei nun der Staat mit konsequentem Handeln gefordert.

Hand aufs Herz e.V. organisierte und unterstützte in den vergangenen Monaten zahlreiche Gegenkundgebungen zu Querdenker-Aufmärschen und AfD-Wahlkampfveranstaltungen im gesamten Main-Kinzig-Kreis. „Mit Blick auf die aktuelle Pandemieentwicklung, aber auch aufgrund der Tatsache, dass wir unsere Sicherheit und die unserer Kundgebungsteilnehmer nicht mehr ausreichend gewährleistet sehen, verzichten wir zunächst auf Gegenkundgebungen. Angesichts des Radikalisierungsgrades müssen jetzt Politik, Behörden und Polizei mit allen zur Verfügung stehen rechtstaatlichen Mitteln handeln“, so der Vereinsvorstand.

Als eine Protestform für die Zivilgesellschaft gegen das Treiben der Querdenker hat Hand aufs Herz e.V. den Aufruf „Wir sind mehr – Wehrhafte Demokrat:innen für Respekt, Toleranz und Solidarität“ bei change.org gestartet und appelliert an alle
Bürger:innen, ihn zu unterzeichnen. Sie finden ihn unter https://www.change.org/Wehrhafte-Demokratie-Wir-sind-mehr.

Hand aufs Herz e.V. plant weitere Aktionen in den kommenden Wochen, um der demokratischen Mitte die Möglichkeit zu geben, Gesicht gegen die radikalen Querdenker:innen zu zeigen. Außerdem werde der Verein seine Aufklärungs- und Bildungsarbeit uneingeschränkt fortsetzen. Weitere Informationen dazu unter www.handaufsherz-gn.de, www.facebook.com/handaufsherz.gelnhausen und
www.instagram.com/handaufsherz.gelnhausen.

Der Aufruf „Wir sind mehr – Wehrhafte Demokrat:innen für Respekt, Toleranz und Solidarität“ im Wortlaut:

Während sich die Mehrheit vernünftig, solidarisch und rücksichtsvoll verhält, ziehen deutschlandweit sogenannte „Spaziergänger:innen“ gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie in Demonstrationszügen durch unsere Heimatstädte. Sie schreiben sich Frieden, Freiheit und Demokratie auf ihre Fahnen, und doch greifen sie gleichzeitig unsere Solidargemeinschaft und unsere repräsentative Demokratie massiv an. Sie negieren wissenschaftliche Fakten, ja die Existenz von Corona selbst. Sie lehnen lebensrettende Impfungen grundlegend ab und entsolidarisieren sich damit von der Gemeinschaft. Sie spalten, polarisieren und entfernen sich immer weiter von unserem humanistischen Wertesystem, das uns erst ein Leben in Frieden, Freiheit und Demokratie ermöglicht.

Wir sagen: Schluss damit! Wir stehen für Solidarität, Respekt, Toleranz und Achtsamkeit im Kampf gegen die Coronapandemie.

Wir stehen für eine Gesellschaft, die auch in dieser Krise zusammenhält, um diese gemeinsam schnellstmöglich zu überwinden.

Wir sehen uns verpflichtet, gegen alle antidemokratischen und staatsfeindlichen Kräfte klare Kante zu zeigen, die die Pandemie ausschließlich für ihre populistischen destabilisierenden Ziele missbrauchen, indem sie vollkommen skrupellos dreiste
Lügen, Fehlinformationen bis hin zu kruden Verschwörungstheorien und grenzenlosen Hass gegenüber Andersdenkenden verbreiten.

Wir maßen uns nicht an, jenen Menschen, die Populist:innen, Verschwörungstheoretiker:innen und Rechten auf den Leim gehen, ihr Menschsein abzusprechen. Im Gegenteil, wir kämpfen um alle, die diesen so genannten Querdenkern aufsitzen, deren einzig wahres Ziel es ist, unser gesellschaftliches Miteinander zu zerstören.

Denn:
Wir fühlen mit allen, die liebe Menschen durch Corona verloren haben.
Wir fühlen mit allen, die an Corona erkrankt sind.
Wir fühlen mit allen, die Corona überstanden haben, aber immer noch unter den
Langzeitfolgen leiden.
Wir fühlen mit allen, die Übermenschliches für uns alle leisten.
Wir fühlen mit allen Kindern.
Wir fühlen mit allen Familien.
Wir fühlen mit allen einsamen Menschen.
Wir fühlen mit allen, die ihre Lieben nur eingeschränkt sehen können.
Wir fühlen mit allen, die arbeitslos geworden oder in Kurzarbeit sind.
Wir fühlen mit allen, deren Existenz bedroht ist.

Und deshalb meinen wir: Es ist unsere Aufgabe als Gesellschaft, als Freund:innen, als Angehörige, als Nachbar:innen, als Kolleg:innen, kurz als Mitmenschen, uns um alle zu kümmern. Es ist jetzt mehr denn je unser aller Aufgabe zusammen zu halten! Uns gegenseitig zuzuhören, uns zu unterstützen und zu helfen! Genau das ist die große Herausforderung unserer Zeit! Diese bewältigen wir nur mit Solidarität, Respekt, Toleranz und Achtsamkeit! Mit Vertrauen in die wissenschaftliche Expertise, mit Geduld, Optimismus und klarem Menschenverstand.

Wir schließen uns dem Appell unserer Bundeskanzlerin a.D. Angela Merkel an, die es am 2. Dezember 2021 wie folgt formulierte: „Unsere Demokratie lebt von der Fähigkeit zur kritischen Auseinandersetzung und zur Selbstkorrektur. Sie lebt vom steten Ausgleich der Interessen und von dem Respekt voreinander. Sie lebt von Solidarität und Vertrauen. Im Übrigen auch von dem Vertrauen in Fakten und davon, dass überall da, wo wissenschaftliche Erkenntnis geleugnet und Verschwörungstheorien und Hetze verbreitet werden, Widerspruch laut werden muss. Unsere Demokratie lebt auch davon, dass überall da, wo Hass und Gewalt als legitimes Mittel zur Durchsetzung eigener Interessen erachtet werden, unsere Toleranz als Demokratinnen und Demokraten ihre Grenze finden muss.“

Wir, die Unterzeichner:innen, akzeptieren nicht, dass all unsere gesamtgesellschaftlichen Anstrengungen und Entbehrungen, die einzig der Überwindung der Pandemie dienen, von einer verantwortungslosen und unsolidarischen Minderheit ad absurdum geführt werden.

Jeglicher Spaltung unserer Gesellschaft stellen wir uns geschlossen entgegen.

Wir leben in einer freien, friedlichen und demokratischen Gesellschaft.

Gemeinsam tragen wir die Verantwortung dafür, dass das so bleibt.

Wir appellieren an alle: Solidarisiert Euch nicht mit jenen, deren Strippenzieher unsere Demokratie mit ihren eigenen Waffen schlagen wollen, indem sie gezielt geltendes Recht aushöhlen und Euch für ihre perfiden Ziele derart einspannen, dass Ihr sogar Eure eigenen Kinder als Schutzschilde missbraucht.

Die Verhöhnung unseres Rechtsstaates, die Angriffe auf Ordnungskräfte und die einschüchternden Inszenierungen gegenüber uns als Zivilgesellschaft verurteilen wir ausnahmslos. Jegliche Instrumentalisierung dieses Ausnahmezustandes durch alle destruktiven Kräfte muss verhindert werden.

Mit unserer Unterschrift stehen wir für eine humanistische, demokratische und solidarische Gesellschaft, in der Verschwörungsmythen, Populismus, Rechtsextremismus und Diskriminierung keinen Platz haben!

Wir als wehrhafte Demokrat:innen stehen zusammen für Respekt, Toleranz und Solidarität.

Wir sind mehr!

Make love, not war!



Jetzt Aufruf unterzeichnen